Ave Vinum by Carsten Sebastian Henn

Ave Vinum by Carsten Sebastian Henn

Autor:Carsten Sebastian Henn
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
ISBN: 9783863583996
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


7

Blutwasser

Es dauerte einige Zeit, bis Magdalena alle überzeugt hatte, dass es in Ordnung war, mit Julius in die Küche zu gehen. Der Rollkragenpullover erklärte sich mürrisch bereit, in Magdalenas Abwesenheit ihre Zeilen zu lesen – obwohl dies in höchstem Maße suboptimal sei. Das störte Julius überhaupt nicht. Sybilles zu Schlitzen verengte Augen verrieten, dass es für ihn kein Frühstück im Bett mehr geben würde. Wun-der-bar!

In der Küche setzte er erst mal Wasser für eine Kanne Tee auf.

»Wie heißen Sie?«

»Magdalena Svěrák.«

»Julius Eichendorff, angenehm. Trinken Sie Tee?«

»Ja, aber jetzt will ich keinen.«

»Mehr für mich! Gerade jetzt brauche ich nämlich welchen.«

»Ein Grappa wäre gut.«

»Stets griffbereit im Haus.«

Julius bereitete die Getränke vor und stellte alles auf den Küchentisch.

»Muss ich Fragen stellen, oder erzählen Sie von sich aus?«

»Ich hab Sie nicht verletzt! Ohne mich wären Sie noch mehr zusammengeschlagen worden!«

»Wenn Sie es so gut mit mir meinen, warum haben Sie mich dann nicht vorher gewarnt? Ein einfacher Telefonanruf hätte genügt. ›Hallo, Herr Eichendorff, jemand will Sie verprügeln, seien Sie nirgendwo allein unterwegs.‹ So was in der Art. Dann wäre das hier nicht passiert.« Julius zog das Hemd hoch und drehte sich einmal um die eigene Achse.

Magdalena trank den Grappa auf ex. »Ich habe nicht darüber nachgedacht.«

»Auch nicht darüber, Martin Schenk zu warnen, bevor Sie seine Ballermann-Nacht demolierten?«

»Da kamen keine Menschen zu Schaden! Und auch nur die Stände und so, die zu ihm gehörten – keine von den Ausstellern.«

»Na, das macht es natürlich gleich viel besser. Warum haben Sie das alles überhaupt getan? Wegen Geld? Haben Sie es so nötig? Oder einfach aus Spaß? So ein paar Tritte und Schläge, vor allem mit mehreren gegen einen, die erfrischen doch ungemein.«

Annemarie erschien in der Küchentür. »Also, Julius, was soll das denn alles? Mir kannst du es doch erzählen, wir sind doch Familie. Eigentlich musst du es mir sogar erzählen.« Sie blickte zu Magdalena. »Die Annemarie bringt das alles in Ordnung, Liebelein. Der Julius und ich, wir sind so.« Sie verhakte die Finger.

»Es ist alles gut, Annemarie. Wirklich«, antwortete Magdalena.

»Und warum guckst du dann so bedröppelt? Neeneenee, mir kann keiner was vormachen! Und jetzt sagt ihr zwei Hübschen der Annemarie mal schön, was los ist. Das bleibt natürlich alles unter uns. Von mir hört keiner ein Sterbenswörtchen!«

Julius lächelte, nahm seine Anverwandte in die Arme, gab ihr einen Schmatzer auf die Wange – und ging danach mit Magdalena hoch ins Schlafzimmer. Dahin würde Annemarie ihm nicht folgen.

»Setzen Sie sich zu mir aufs Bett. Ich tu Ihnen nix.«

»Das könnten Sie auch gar nicht«, sagte Magdalena und präsentierte ihre Oberarmmuskeln.

»Sie treiben viel Sport, oder?«

»Bodybuilding.« Sie setzte sich neben ihn. »In der Fitness-Figurklasse, bei der es nicht nur auf Muckis ankommt. Aber eben auch.« Selbst ihre Gesichtszüge sahen von Nahem muskulös aus. »Ich bin Ihnen noch eine Antwort schuldig. Warum ich, warum wir es getan haben. Wir haben den Auftrag als Gruppe bekommen, unser … Anführer, das Wort fühlt sich nicht richtig an, aber mir fällt kein besseres ein, er hat ihn angenommen. Und wir gehören zusammen. Normalerweise machen wir so was nicht.



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